Boilies selber machen

Nachdem wir nun die Zutaten erläutert und auch einige Mixe Online gestellt haben, möchte ich an dieser Stelle mal Schritt für Schritt erklären, wie man von den rohen Zutaten zum fertigen Boilie kommt.

Natürlich tut man sich beim Boilies rollen einfacher, wenn man das eine oder andere technische Hilfsmittel zur Verfügung hat.

Welche Utensilien hier zum Einsatz kommen, hängt aber stark davon ab, wie viel Kilo Boilies man überhaupt machen möchte.
Es gibt Leute die nicht mehr als ein oder zwei Kilos pro "Arbeitseinsatz" abrollen.
Dann gibt es Leute, die eher zwischen 3 und 10 kg Boilies auf einmal abrollen möchten.
Und es gibt auch Leute, die pro Rollaktion schnell mal 20, 30, 50 oder auch mehr Kilos abrollen.
Dementsprechend unterscheidet sich natürlich auch die Zusammensetzung der Gerätschaften.


Eines vorweg:
Ein Boilieroller ist etwas, daß für jede Boiliemenge sehr nützlich ist.

Natürlich ist es für Leute, die nur ein oder zwei kg abrollen wollen, nicht zwingend notwendig, einen Boilieroller zu besitzen.
Ein oder zwei Kilo kann man auch noch leicht mit den Händen zu Kugeln formen. Es sollte allerdings bedacht werden, daß die Boilies dann meistens nicht gleichmäßig rund werden und daß sie fast alle einen unterschiedlichen Durchmesser haben werden.
Wer z.B. mit dem Wurfrohr anfüttern möchte, sollte schon Boilies haben die schön rund sind, sonst lassen sie sich mit dem Wurfrohr nicht gut werfen. Bei zu unterschiedlichen Durchmessern hat man dann auch das Problem, daß die Boilies unterschiedlich weit "fliegen" und daß es sicher auch Boilies geben wird, die gleich gar nicht ins Wurfrohr passen. Bevor man dann x verschiedene Wurfrohre mit unterschiedlichsten Durchmessern kauft,…kauft man sich doch lieber gleich einen kleinen Boilieroller. Das kommt günstiger.

Ein kleiner Boilieroller, mit dem man auf einmal, gut 15 bis 16 Boilies heraus bekommt, kostet gerade mal 8,- oder 9,- €. Mammutroller gibt es inzwischen schon für um die 20,- €. Mit denen bekommt man dann 24 bis 48 Boilies auf einmal raus.

Zu Beginn reicht es aus, wenn man erst mal eine Größe hat. z.B. 18, 20 oder auch 22 mm Durchmesser. Wer unterschiedliche Durchmesser haben will, legt sich eben mit der Zeit weitere Boilieroller zu. Ich habe z.B. 18er, 20er und 22er Roller.
14er oder 16er Boilies sind ebenso Klasse,...jedoch ist der Arbeitsaufwand bei diesen kleine Murmlen schon recht heftig.


Kommen wir nun zum eigentlichen Thema: Dem Boilies rollen.

Den Start machen die kleineren Mengen, zwischen ein und zwei Kilogramm.

Hierzu benötigt man nicht wirklich viele Dinge.
Den Teig selbst kann man noch gut von Hand kneten. Die Boilies lassen sich bei dieser geringen Menge ebenfalls recht gut von Hand rollen. Komfortabler ist aber auch hier der Boilieroller.
Wer seinen Teig nicht komplett von Hand kneten möchte, kann nun auf eine Bohrmaschine mit Rührer (für Mörtel o.ä.) zurück greifen.

1. Trockenmix erstellen

Im ersten Schritt empfehle ich den Trockenmix selbst zu erstellen. Das heißt alle Trockenzutaten, entsprechend der gewünschten Dosierung, in einen Eimer schütten und gut durchmischen. Extrakte kann man dazu geben, muss man aber nicht. Die kann man nämlich auch noch nachher zu den Eiern dazu geben. Wie man das macht lest ihr weiter unten.
Beim Zusammenschütten der Zutaten sollte man ein größeres Küchensieb zur Seite haben. Sachen wie z.B. Sojamehl, Fischprotein, Milchpulver, Sahnepulver o.a. habe die Eigenschaft, daß sie Klumpen bilden. Wenn man diese Dinge dann in den Eimer einsiebt, gewährleistet man eine gleichmäßige Verteilung im Rohmix und später auch im Boilie selbst.

2. Teig erstellen

Als nächstes schlägt man die Eier auf und gibt diese in den zweiten Eimer (min. 20 Liter groß) rein. Pro Kilo Mix rechnet man mit 8-10 Eiern der Größe L. Wer will, kann die Eier auch komplett mit der Schale hinein schlagen, das stört nicht wirklich. Nun gibt man Farbstoffe, Sweetner, Flavour, ggf. Konservierer (wenn flüssig) hinzu und vermengt das Ganze mit einer Gabel o.Ä. schön durch.

Wer, wie oben schon angesprochen, Extrakte wie GLM, Spirulina, Betain, Leberextrakt im Mix haben möchte, kann diese mit etwas warmem Wasser separat auflösen und anschließend zu den Eiern im Eimer, dazu tun. Aber Achtung, dann erst mal ein oder zwei Ei(er) weniger verwenden, sonst wird der Teig zu weich und klebrig.

Da nun alles soweit vorbereitet ist, kann man den Mix Stück für Stück zu den Eier dazu schütten und mit der Bohrmaschine und dem Rührer gut vermischen. Irgendwann wird der Teig nun recht klebrig werden und die Bohrmaschine (mit Rührer) wir den Teig nun nicht mehr vollständig durchkneten können. Jetzt heißt es Hand anlegen und dem noch gut klebrigen Teig weiter Trockenmix hinzufügen und so durchkneten, bis der Teig fester wird.

Die Konsistenz des Teiges sollte so sein, daß er noch möglichst weich ist und beim Kneten aber nicht mehr an den Finger kleben bleibt. Dann sollte man den Teig erst mal eine gute halbe Stunde ruhen lassen. Meistens "härtet" der Teigklumpen dann nochmals nach. Zudem verbinden sich die Zutaten im Teig nun noch besser miteinander. Schließlich dient das Eigelb im Mix u.a. auch als Emulgator (vermengt z.B. Öle mit Wasser!). Mutti lässt ihren Kuchen oder Plätzchenteig auch nicht umsonst noch eine Zeit lang ruhen!

Ein Tipp noch: stellt euch beim Mixkneten, einfach eine Tüte Maismehl oder Hartweizengrieß zur Seite. Es kommt manchmal vor, daß der Trockenmix alle ist, daß aber der Teig noch etwas zu weich und klebrig ist. Dann einfach etwas Maismehl nachschütten, weiterkneten und gut ist.

Es gibt hier natürlich auch noch eine ganz komfortable Möglichkeit den Teig zu machen. Und zwar mit Knetmaschinen. Hier hat man verschiedene Modelle und Größen zu Auswahl.

Wer kleinere Teigmengen bis 2 oder 3 kg auf einmal machen möchte, kann solide Küchenmaschinen verwenden. Diese packen die Teigmengen noch ganz gut. Da gibt es z.B. aus der Bosch MUM Serie in paar Geräte ab ca. 70.-€ oder von Clatronic aus der KM 3er Serie mit ca. 100 €. Einfach mal bei Amazon oder Google nachschauen.
Die Vorgehensweise ist hier sehr einfach. Eier in die Schüssel schlagen, Sweetner, Flavour oder was auch immer, dazu geben, gut durchmischen lassen und nun Stück für Stück den Trockenmix hinzugeben. Dabei beobachtet man den Teig wie er wird. Wenn man denkt, er hat die richtige Konsistenz, prüft man ob er weich genug ist und nicht mehr klebt, dann nimmt man ihn aus der Schüssel heraus und lässt ihn etwas ruhen. (Achtung: Maschine abschalten bevor man in die Schüssel rein langt!)

Für Leute, die größere Mengen Boilies rollen wollen, gibt es auch eine Luxuslösung. Spiral- oder Hubkneter aus dem Bäckerei- bzw. Gastrobedarf. Diese wirklich robusten Geräte, gibt es in unterschiedlichen Größen und Preisklassen.
Kleinere Teigkneter (Spiralkneter) fassen zwischen 10 bis 50 Liter Fassungsvermögen. Das entspricht in etwas 7 bis 40 kg Teig. Preislich beginnen diese Kneter mit 10 oder 15 Liter bei ca. 400 € (Neu). Die 30 Liter Variante beginnt dann aber schon bei 600 bis 700 €. Die 50 Liter Geräte kosten dann schon 900 bis über 1000 € (Neu). Das ist nicht gerade wenig Geld. Wer also nicht wirklich viele Boilies im Jahr abrollen muss, wird schon aus Kostengründen auf solche Maschinen verzichten (wollen). Alle diese Kneter werden zudem mit 400 V (Drehstrom) betrieben. Es wird am "Boiliearbeitsplatz" also auch ein Starkstromanschluss benötigt.

Die Oberklasse in dem Bereich bilden dann die Hub- und Gabelkneter aus dem Bäckereibedarf. Sie fassen dann schnell mal bis zu 80 kg Teig! Im Neupreis liegen diese Geräte dann aber auch schnell zwischen 2500 und 6000 €! Die meisten Karpfenangler, die solche Maschinen haben, kaufen sich diese gebraucht auf ebay. Dort sind diese dann auch mal für 500 bis 800 € zu bekommen.
Hier bietet es sich auch an, daß man sich die Kneter, zusammen mit anderen Angler kauft. Beim Boilies machen ist es so oder so von Vorteil, wenn man noch zwei oder vier helfende Hände dazu hat, dann geht’s einfach schneller.

Die Vorgehensweiße bei den Luxuskneter ist die Selbe wie bei der Küchenmaschine.
Eier und Flüssigstoffe in den Kneter geben, Trockenmix Stück für Stück dazu schütten und auf die Konsistenz achten. Fertig ist der Teig.

In der Zeit wo der Teig nun ruht, kann man sich die anderen Dinge zurecht legen und alles zum Rollen und Kochen (oder Dämpfen) vorbereiten. Dazu sollte man den Boilieroller schon mal auf einer Arbeitsplatte befestigen. Somit rutscht der Roller nicht mehr hin und her. Aber bitte nicht auf Mamas guter Küchenplatte festschrauben!
Zudem kann man den Topf oder den Dämpfer schon mal vorheizen (Bitte Wasser nicht vergessen) und die Trockenkisten zurecht legen.

3. Boilies rollen

Kommen wir nochmals auf den Boilieroller zurück.
Um Boilies im Boilieroller schön rund zu formen, muss man zunächst den Teig in Würste formen. Dabei ist es wichtig, daß die Teigwurst die exakt richtige Größe hat. Wer jetzt aber denkt, bei einem 20er Boilieroller müsste die Wurst auch 20 mm Durchmesser haben, liegt Falsch. Der Durchmesser der Wurst muss etwas kleiner sein. Eine Faustregel gibt es dazu leider nicht. Hier muss man sich Schritt für Schritt ran tasten. Und da das bei Würsten, die von Hand gerollt werden ganz schwer wird, immer den selben, richtigen Durchmesser zu machen, bietet es sich schon bei kleinsten Mengen an, eine Baitgun zu benutzen.
Die Baitguns stammen eigentlich aus dem Handwerksbereich und dienen normalerweise zum Spritzen von Silikon- oder Acrylkartuschen. Daher heißen sie dort auch Kartuschenpistole (geschlossen). Im Baumarkt gibt es diese Dinger für 10 bis 15 €. Beim Discounter hab ich sogar schon welche für 5 € gesehen. Ihr Fassungsvermögen liegt bei ca. 310 ml. Es gibt diese Spritzen auch als 600 ml Version. Da sind sie dann etwas teurer. Wer sich diese Dinger im Angelladen, für 40, 50 oder gar 60.- € kauft, zahlt deutlich zu viel. Tipp: Einfach mal bei Amazon rein schauen.
Ein Düsenaufsatz ist im Lieferumfang normal schon dabei. Damit kann man auf jeden Fall schon mal 18er oder 20er Boilies machen. Besser sind hier aber die gelben, konisch zulaufenden Düsen, die es für wenig Geld, in manchen Angelläden gibt. Diese Düse muss nur einmal auf den Richtigen Durchmesser zurecht "gefeilt" werden und schon hat man immer und immer wieder die ideale Größe der Teigwürste, um damit schöne, runde Boilies zu machen.
Man sollte dabei aber auch den Teig selbst beachten. Es gibt Mixe die durch ihre Zusammensetzung, nach dem Kneten nochmals etwas "nachreifen" und manchmal auch eine leicht gummiartige Konsistenz bekommen. Auch gibt es Mixe, die später einfach etwas "härter" sind. Bei diesen Mixen sollte man eine zweite Düse für die "problematischeren" Mischungen machen. Hier sollte der Durchmesser nochmals etwas kleiner sein, als normal.

Somit hätten wir mal die Basis geschaffen um die Boilies in ihre rohe Form zu bringen.

Es gibt aber auch bei den Pistolen eine Luxusvariante. Baitguns die mit Druckluft betrieben werden.
Sie unterscheiden sich vom Prinzip her nicht von den mit Hand betriebenen. Es gibt sie in verschiedenen Größen. 310 ml Fassungsvermögen sind die kleinsten. Sie kosten zwischen 40 und 70 €. Auch sie kommen aus dem Handwerksbereich. Des weiteren gibt es die "Air Baitguns" auch mit einem Fassungsvermögen von 600 ml. Diese kosten so zwischen 70 und 120 €.

Inzwischen haben aber auch Baitfirmen Pistolen entwickelt, die gut 3 kg Teig auf einmal fassen können. Dort kommen dann auch bis zu 5 oder 6 Teigwürste auf einmal heraus. Diese Big Baitguns kosten dann aber auch zwischen 175 und 280 €. Zum Einsatz kommen diese Pistolen aber meist bei Leuten, die wirklich viele Boilies auf einmal abrollen wollen.
Man muss hier auch beachten, daß für den Betrieb dieser Pistolen ein Druckluftkompressor notwendig ist, der für die kleinen Guns mindestens 7 bis 8 bar Druck und 85 bis 100 l/min. bringen muss. Für die größeren Guns muss dann ein noch stärkerer Kompressor verwendet werden, der einen konstanten Druck von 8 bis 9 bar und 120 bis 150 l/min. liefern muss.
Die kleineren Kompressoren kosten zwischen 80 und 120 €, die Größeren kosten dann schon mal 150 bis 200 €
Aber Vorsicht! Der Einsatz solcher Baitungs ist nicht ganz ungefährlich. Der Kolben im inneren der Pistolen wir durch die Druckluft "angetrieben". Niemals an den Deckeln / Verschraubungen drehen oder herumspielen, wenn Druck auf der Pistole ist. Der Kolben schießt sonst mit sehr hoher Geschwindigkeit aus der Pistole. Auch immer vergewissern, daß alle Deckel / Verschraubungen hundertprozentig sitzen. Das kann sonst böse ins Auge und auf die Ohren gehen. -> Verletzungsgefahr!

Die letzte Möglichkeit Teigwürste zu machen bietet ein Fleischwolf.
Man kann hierzu durchaus die kleineren Geräte aus dem Haushaltswarenladen verwenden, die um die 1000 Watt Leistung haben. Dann sollte der Teig aber nicht zu fest werden. Diese gibt es schon ab 80 € zu erwerben. Einfach mal bei Google oder Amazon rein schauen.
Bessere Geräte kommen jedoch aus dem Metzgereibedarf. Diese Maschinen haben teils ähnliche Leistungsdaten, sind aber Robuster ausgelegt und schaffen bis zu 80 oder auch 250 kg / Std.! Da muss man erst mal mit dem Rollen hinterher kommen.
Für 200 bis 300€ gibt es diese gebraucht zu erwerben. Neu kosten diese eher 350 bis 1000 €.

An der Ausgangsöffnung muss man nur das "Sieb" durch die gelbe Boiliedüsen ersetzen und los kann es gehen. Teig oben rein drücken, Teigwurst vorne abnehmen.

Der Vorteil liegt darin, daß man hier keinen zusätzlichen Kompressor benötigt.

Wenn man nun die Würste fertig hat, kann man schon mit dem Rollen beginnen.
Dazu einfach eine Wurst so lang machen, wie der Boilieroller breit ist. Die Wurst in den Roller legen, Oberschale des Rollers auf die Unterschale des Rollers drücken und die Oberschale 4 - 6 mal vor- und zurück schieben. Schon sind die ersten Boilies fertig gerollt. Wer etwas Übung hat kann auch gleichzeitig zwei oder gar drei Würste auf den Rollen legen.
Sollte der Teig etwas klebrig sein, was bei Mixen mit viel löslichen Zutaten öfters vor kommt, kann man den Roller mit etwas Backspray besprühen. Das vereinfacht das Rollen und die Boilies kleben nicht daran fest. Eine andere Möglichkeit ist, dem Boilieteig, schon beim Kneten etwas Öl hinzu zu geben; 3-5 ml auf 1 Kilo Teig reichen da oft schon aus.

Die fertig gerollten Boilies kann man nun auf einer sauberen Unterlage oder auch in den Obstkisten sammeln.

Für die Profiroller unter uns, gibt es beim Rollen natürlich auch nochmal die Luxusausführung. Die Boiliemaschine.
Die Maschinen basieren meistens auf zwei Rollen bzw. Walzen, die mit einer Länge von 25 bis 50 cm parallel zueinander laufen.
Die Walzen haben (entsprechend des Boiliedurchmessers) viele eingefräste Radien (Halbkreise). Über einen Motor werden die Rollen dann angetrieben. Meistens ist noch ein Getriebe dazwischen geschaltet, das die Rollen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen lässt. Das ist notwendig, damit die Boilies möglichst rund werden.
Solche Maschinen vereinfachen das Boilierollen ganz erheblich und man kann in recht kurzer Zeit, sehr viele Boilies erstellen.

Ein zweites Prinzip arbeitet mit dem Halbschalenprinzip. Hier kommt nur eine Walze (Rolle) zum Einsatz, die gegen eine fest fixierte Halbschale läuft. Man muss sich das so Vorstellen, als wenn man die Unterseite des Boilierolles zum Halbkreis biegen würde. Und in diesem Halbkreis läuft dann die einzelne Walze. Am oberen Teil des Halbkreis wird die Teigwurst eingelegt, die Walze zieht die Wurst dann durch die Halbschale durch und unten kommen fertige, runde Boilies heraus.

Allerdings haben diese Maschinen auch ihren Preis. Sie beginnen bei ca. 650 € und gehen hin bis zu 2300 €. Die Anschaffung solche einer Maschine, rechnet sich also auch nur dann, wenn man über Jahre hinweg wirklich viele Boilies abrollen möchte. Oder eben wieder als Gemeinschaftsinvestition mit anderen Anglern.


4. Boilies "kochen"

Zum thermischen Behandeln gibt es verschieden Möglichkeiten.
Die einfachste Version ist das simple Kochen im heißen (kochenden) Wasserbad. Dazu reicht ein größerer Kochtopf (Durchmesser 25-30 cm) auf einer simplen Herdplatte.
Wasser bis ¾ Höhe des Topfes einfüllen und zum Kochen bringen. Kocht das Wasser kann man die rohen Boilies ins Wasser geben. 250 - 350 Gramm reichen aus, sonst kühlt das Wasser zu schnell ab, weil die Boilies die Energie aus dem Wasser entziehen. Wenn die Boilies dann zur Wasseroberfläche aufsteigen, sind sie fertig und können mit dem Sieb abgeschöpft werden.
Die Boilies nun in die Obstkisten geben und anschließend zum trocknen stellen. Es sollten dabei nicht zu viele Boilies in einer Kiste liegen. Ideal ist es, wenn die Boilies nicht übereinander liegen und sich möglichst wenig berühren. So trocken sie am besten durch. Die Trocknungszeit liegt je nach Durchmesser bei 2 – 4 Tagen. Kleinere Durchmesser benötigen 2 - 3 Tage, größere Durchmesser dann 3 - 4 oder auch mal 5 Tage.

Und somit sind die Boilies auch schon fertig und Einsatzbereit.

Beim Kochen von Boilies ist es auch möglich eine ganz normale Fritteuse, wie wir sie für Pommes kennen, zu verwenden. Statt Fett kommt einfach Wasser in die Fritteuse.
Kocht das Wasser, gibt man die rohen Boilies hinein und wartet so lange, bis sie an die Oberfläche kommen. Dann nimmt man das Fritteusensieb raus und schüttet die Boilies in die bereitstehenden Obstkisten. Fertig.
Nehmt aber bitte nicht die Fritteuse aus Muttis Küche! Das könnte Ärger geben.

Eine andere "Zubereitungsmethode" die immer beliebter wird, ist das Dämpfen.
Viele neue Küchen werden heute mit Dampfgarern ausgestattet, weil das Dampfgaren eine sehr schonende Zubereitungsart ist. So auch bei den Boilies. Man verspricht sich hiervon weniger Inhaltsstoffe zu zerstören (bzw. zu verändern) und verhindert zudem das bekannte, oft auftretende "Auswaschen" von wichtigen Inhaltsstoffen.

Die Funktionsweise ist sehr simpel: Man kann dafür die Dampf- oder Dörrgeräte, mit ca. 1000 Watt wie sie im Haushaltswarenhandel zu bekommen sind, verwenden. Kostenpunkt liegt bei ca. 40 bis 90 €. Auch hierzu einfach mal bei Amazon oder Google rein schauen.

Der Vorteil ist, daß man eine recht große Menge Boilies (bis zu 3 kg!), auf einmal garen kann und die Inhaltsstoffe werden nicht ausgewaschen. Nachteil ist bei diesen Geräten jedoch die Zeit. Mit nur 1000 Watt, brauchen diese Dampfgarer gern mal 20 - 25 Minuten bis die 20er Boilies alle fertig sind. Dafür werden die Boilies aber eben langsam und schonender gegart!

Wichtig: immer schauen, daß ausreichend Wasser im Dämpfer ist,…sonst wird’s nix.

Die schnellere Methode geht mit Gas.
Dazu benötigt man einen Gashockerkocher mit 7,5 oder 9 KW Leistung (kostet 35 bis 45 €). Dann einen Einkochtopf in einem Durchmesser von 35 cm (samt Deckel mit kleinem Loch), die gibt es für 30 bis 40.-€ oder kostenlos bei Oma im Keller (vorher aber Fragen!). Außerdem werden mindestens zwei Dörrgitter (z.B. von der Firma Stöckli) benötigt. Besser sind aber gleich 4 oder 6 Gitter. Diese bekommt man für ca. 8,50 € / Gitter. Dann sollte man noch drei Stahlwinkel (60x60m) aus dem Baumarkt haben (oder was ähnliches). Diese dienen später als Distanzhalter für die Gitter.
Zu guter Letzt braucht man dann natürlich noch eine Gasflasche samt Schlauch und Druckminderer. Schlauch und Minderer gibt für ca. 15 €. Das Gas gibt es für ca. 10 € (für 5 kg Flasche). Die Gasflasche selbst kostet nochmals Pfand.

Im ersten Schritt stelle man die drei Winkel auf den Boden des Einkochtopfs. Dann füllt man Wasser rein. Und zwar so viel, daß noch gut 1,5 bis 2 cm der Winkel aus dem Wasser ragen. Dann die Gasflaschen an den Kocher anschließen und diesen entzünden. Praktisch ist hierbei ein Piezo Zündung am Kocher selbst.
Wenn das Wasser kocht, kann man die vorbereiteten Dörrgitter samt Boilies in den Topf, auf die Winkel stellen. Nun noch einen Küchenwecker nehmen und die Garzeit einstellen.
Erfahrungsgemäß brauchen 18er Boilies in solchen Kochern gut 6 Minuten, 20er Boilies brauchen ca. 7 Minuten und 22er Boilies um die 8 Minuten. Wer jetzt 4 oder gar 6 Gitter zur Verfügung hat, kann immer parallel arbeiten. Zwei oder drei Gitter sind mit den Boilies im Kocher und die anderen Gitter werden während des Dämpfens schon mal mit neuen, rohen Boilies bestückt.

Wichtig ist noch eine Befestigung der Gitter, damit man diese auch wieder problemlos aus dem Topf bekommt. Hierzu dient z.B. eine geflochtene Schnur in 0,50 mm. Wir Angler habe so etwas ja eh immer zur Seite. Man nimmt zwei Schnurstücke mit ca. 90 cm Länge und bindet deren Enden einmal Links und einmal Rechts, im jeweiligen Abstand von ca. 10 cm an die Gitterstäbe der Dörrgitter. Es reicht aus dieses nur am untersten der Gitter anzubringen. Die anderen Gitter werden ja nur oben drauf gestellt. So hat man quasi einen "Henkel" mit dem man die gesamten Gitter in den Topf rein und auch wieder raus nehmen kann. Die Schnurenden legt man nach dem schließen des Deckels, einfach auf den Deckel drauf.

Wenn die Boiles fertig sind, schüttet man diese wieder in die bereitstehenden Obstkisten rein und stellt sie zum Trocknen weg.

Hier ist es aber besonders wichtig, daß man den Wasserstand immer wieder kontrolliert. Geht einmal das Wasser im Topf aus,…kann das ne rauchende Überraschung geben. "Smoked Boilies" sozusagen. Mal ganz davon angesehen, daß die Dörrgitter bei der großen Hitze, schnell wie Butter verschmelzen. Auch riecht das herrlich, wenn der ganze Bodensatz im Topf langsam aber sicher einbrennt. Woher ich das weiß? Tja auch ich habe mal bei "Null" angefangen und meine Erfahrungen gesammelt.

Es gibt auch hier Leute die sich beim Dampfgaren an der Gastronomie orientieren. Große Dämpfschränke werden dabei konstruiert. Im Prinzip nichts anders wie die großen Backöfen in Bäckereien. Die Boilies werden nachher auf zig Blechen im Rollwagen, in einen riesen Dampfschrank gefahren. Drunter befindet sich ein großer Gaskocher der ordentlich Dampf erzeugt. So lassen sich mal Boiliemengen von 30 oder 40 kg auf einmal dämpfen. Jedoch dauert es hier auch wieder länger. Mit 30 Minuten ist man da schnell dabei. So etwas rentiert sich meiner Meinung nach, aber auch nur bei Leuten, die wirklich großen Mengen abrollen. Denn bei allem Luxus,… ist die Frage der Rentabilität auch noch da. Wenn ich nur 50 - 100 kg im Jahr abrolle, dafür aber eine Maschinerie im Keller stehen habe, die gut mal 2000, 3000 oder gar 5000 € gekostet hat,… da muss ich schon wirklich sehr, sehr lange Boilies rollen, bis sich das wirtschaftlich rechnet. [Besonders für einen Schwaben, gelle ]



5. Boilies haltbar machen bzw. richtig lagern

Wer von vorne herein auf einen Konservierer verzichtet hat, muss die Boilies nun dementsprechend einlagern, damit sie nicht Schimmeln.
Wer seine Boilies immer ganz frisch macht und sie innerhalb von ca. zwei Wochen aufbraucht, muss sie weder konservieren, noch einfrieren noch sonst was machen. Kühl und gut getrocknet in einen Beutel geben, dann verschweißen oder den Beutel zukleben und die Boilies schimmeln auch im Normalfall in diesen zwei Wochen nicht.

Wer aber mehr auf Vorrat seine Boilies rollt, kommt ums "haltbar machen" nicht drumrum.

Einfrieren ist die erste Möglichkeit. Zum einen kann man die Boilies simpel und einfach in Gefrierbeutel füllen. Ideal finde ich 500 bis 1500 Gramm pro Beutel. Somit ist man beim Herausnehmen und Auftauen der Boilies recht flexibel. Die Boilietüten dann einfach in die Gefriertruhe legen und gut ist.

Jedoch hat nicht jeder die Möglichkeit, eine Gefriertruhe speziell für Boilies im Keller stehen zu haben. Auch finden manche Frauen oder Mütter, es nicht sonderlich toll, wenn die allgemeine Gefriertruhe voll gestopft mit Boilies ist.

Hier muss eine andere Lösung her und die gibt es auch.

Das Stichwort ist das Einsalzen. Im ersten Schritt sollten auch hier die Boilies gut durchgetrocknet sein. Zur Lagerung benötigt man einen Eimer mit luftdicht verschließbarem Deckel oder auch Weithalsfässer eignen sich hier sehr gut.
Man schüttet als erstes einige Boilies in den Eimer (Faß), dann kommt etwas Salz hinzu. Dann wieder eine Lage Boilies und darauf wieder das Salz. Das macht man so lange bis alle Boilies im Eimer sind und die letzte Lage mit Salz einigermaßen bedeckt ist. Das Verhältnis sollte in etwa zwei Teile Boilies / ein Teil Salz sein. Dann den Eimer oder das Fass gut verschließen, so daß das Boilie- Salzgemisch keine Luftfeuchtigkeit aus der Umgebungsluft ziehen kann. Passiert das, gelangt nämlich wiederum zusätzliche Feuchtigkeit (Wasser) in das Gefäß hinein. Das Einsalzen der Boilies hat nämlich den Effekt, daß den Boilies die letzte Restfeuchte durch das Salz entzogen wird. Schimmel hat somit keine Chance. Kommt jetzt aber Wasser aus der Umgebungsluft in das Gefäß, ist der Effekt dahin.
Ein Nachteil sollte aber auch hier erwähnt werden. Durch das Einsalzen, werden die Boilies hart wie Beton. Das spätere Aufziehen mit einer simplen Boilienadel aufs Haar gelingt in den seltensten Fällen. Die Boilies müssen dazu meistens vorgebohrt werden.
Als Salz, kann man ganz normales Speisesalz aus dem Supermarkt verwenden. Günstiger und genau so gut, ist das so genannte Viehsalz, welches man im Futtermittelhandel bekommen kann. Auf gar keinen Fall sollte man Streusalz nehmen!

Wem die eine oder die andere Variante nicht behagt, hat noch die Möglichkeit, die Boilies Vakuum zu verschweißen. Hier gibt es auch zwei Varianten.

Erstens füllt man die Boilies direkt nach dem Kochen oder Dämpfen in Folienbeutel (wenn sie noch heiß sind), entzieht mit dem Vakuumschweißgerät etwas Luft (nicht komplett) und verschweißt den Beutel. Nun werden die Boilietüten in einen alten Schlafsack oder eine verschließbare Styroporbox gelegt. Dort können sie jetzt ganz, ganz langsam abkühlen. Dadurch zieht sich die restliche Luft im Beutel nochmals zusammen und es entsteht ein Vakuum in den Beuteln. Ohne Luft, kann auch kein Schimmeln entstehen.

Die zweite Variante besteht darin, daß man die Boilies als erstes sehr gut durchtrocknen lässt (4-6 Tage) und danach in die Folienbeutel gibt. Nun bestreut man die Boilies noch mit etwas Salz. Dann entzieht man mit dem Vakuumiergerät die komplette Restluft und verschweißt den Beutel.
Somit können die Boilies ca. 3 Monate gelagert werden bevor sie evtl. anfangen zu Schimmeln.

Schimmel? Ja, Schimmel. Das Vakuumieren hat nämlich eine eher theoretische Seite. Dadurch, daß unsere Boilies Rund sind, schafft es kein Vakuumiergerät der Welt, wirklich alle Lufteinschlüsse zwischen den Boilies restlos heraus zu ziehen. Und genau deshalb kommt es trotzdem vor, daß die vakuumierten Boilies auch schimmeln können. Zwar lange nicht so schnell, als wenn sie so in der Tüte liegen würden, aber nach 3 oder spätestens 4 Monaten kann es durchaus kritisch werden.
Ein anderer Nachteil ist, daß die Boilies nach dem Vakuumieren, nicht mehr rund sind. Der Druck der durch das Vakuum entsteht ist so stark, daß es die Boilies stark verformt. Fürs Wurfrohr sind sie danach gänzlich ungeeignet. Wer so oder so nur mit dem (Futter)boot anfüttert, hat damit aber keine Probleme. Zu erwähnen ist hier noch, daß es auch nicht zu viele Boilies in einer Tüte sein sollten. 750 bis 1250 Gramm sind ideal.

Vakuumiergeräte gibt es im Haushaltswarenbedarf. Brauchbare Stücke sind ab ca. 70 - 100 € zu bekommen. Diese können Vakuumieren, Folien verschweißen und auch beides zusammen. Die Folienbeutel, die auf einer Seite immer strukturiert sei sollten, gibt als Zubehör extra zu kaufen. Sie sind aber nicht sonderlich teuer.

Dann hätte ich zu den Konservierern etwas zu schreiben.
Man kann die Boilies nämlich auch erst nach dem Kochen oder Dämpfen mit Konservierer behandeln. Dazu benutzt man flüssige Konservierer.

Nach dem Kochen oder Dämpfen gibt man die Boilies für gut 10-15 Minuten in die Obstkisten zum vortrocknen. Danach schüttet man die Boilies in einen sauberen Eimer.
Nun zieht man mit einer Spritze den flüssigen Konservierer auf und spritzt diesen auf die noch leicht warmen Boilies. Jetzt muss man nur noch alles gut durchmischen, so daß der Konservierer jeden Boilie gut benetzt hat. Der Konservierer zieht dann, beim weiteren Abkühlungsverlauf, in die äußeren 1 - 2 Millimeter der Boilies ein.

Mit dieser Methode kann man die Boilies für ca. 6 - 8 Wochen haltbar machen, bevor ein Schimmelrisiko entsteht. Kein Einsalzen, kein Einfrieren, kein Vakuumieren und die Boilies halten trotzdem eine Weile.

Diese Methode bietet den Vorteil, daß der Konservierer im Wasser wieder recht schnell ausgewaschen wird und die Boilies nicht komplett und voll konzentriert mit Konservierer versehen sind.

Bei der Dosierung kommt es jedoch etwas auf den Konservierer selbst an. Hier gibt es nämlich recht unterschiedliche Stoffe. Bei Birdfoodmixen, die nicht ganz so anfällig auf Schimmel sind, sollten man ca. 10-15 ml auf ein Kilo Boilies verwenden. Bei Fischmixen, die etwas sensibler auf Schimmelkeime reagieren, sollte man 15 – 20 ml / Kilo Boilies verwenden.


Geräteauflistung:

2-3 Schüsseln (3-5 Liter)
ein Küchensieb
Löffel und Gabel
Kartuschenspritze inkl. Düsen
2 Baueimer (min. 20-30 Liter) oder Mörtelwanne rund (65-90 Liter)
Bohrmaschine mit ca. 900 Watt + Rührer / Quirl
Boilieroller (Rollbrett)
Kochtopf (250 cm)
Obst- / Gemüsekisten


Optional:
Teigknetmaschine (alternativ zur Bohrmaschine)
Mörtelrührwerk (alternativ zur Bohrmaschine)
Druckluftkompressor (zum Betrieb die Baitung Air)
Baitgun (Druckluft, alternativ zur Hand-Kartuschenpistole)
Boiliemaschine (alternativ zum Rollbrett)
Friteuse (alternativ zum Kochtopf)
Dampfgarer (alternativ zum Kochtopf)
Hockerkocher + Dörrgitter + Einkochtopf + Winkel und Gas! (alternativ zum Kochtopf)



Sodele,..... und nun viel Spass beim Boilies machen

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